Krieg um Sand – Dokumentarfilm über eine Umweltkatastrophe

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Sand ist eine der natürlichen Ressourcen, die unendlich erscheinen. Die meisten Menschen machen sich keine Gedanken darum. Der französische Journalist Denis Delestrac beschäftigte sich näher mit dem Thema und förderte Fakten zu Tage, die ARTE, wo der Film zunächst ausgestrahlt wurde, zu dem reißerischen Titel Sand – die neue Umweltkatastrophe verleiteten. Leider war der Titel keine Übertreibung.

Foto: Wikipedia / Metoc

Foto: Wikipedia / Metoc

Illegaler Sandhandel, sinkende Inseln und Beton

Unbemerkt von den meisten ist inzwischen weltweit ein Krieg um Sand (so der englische Titel der Doku) als Rohstoff, vor allem für Beton, entbrannt, der dem um Öl wenig nachsteht. Delestrac fuhr nach Dubai, Südostasien, die Türkei, Marokko, Mauritius und in die USA.

Da sich Wüstensand für Beton (und auch für Glas z.B.) aufgrund seiner Zusammensetzung nicht eignet, importiert Dubai inzwischen Sand aus Australien. Seine eigenen Ressourcen an Meersand sind inzwischen aufgebraucht. Arme südostasiatische Länder, wie Vietnam und Indonesien, die eigentlich dringen auf Einnahmen aus Exporten angewiesen sind, haben inzwischen einen Exportstopp auf Sand verhängt. Zu groß sind die Umweltschäden – die Länder sinken regelrecht ab. Allerdings wies Delestrac nach, dass der illegale Handel weiter blüht – vor allem nach Singapur, wo ein enormer Bedarf besteht, um weiter gigantische Betonburgen zu bauen. Das selbe gilt für Istanbul, wo – wie auch in anderen Städten der Welt – gerade wieder viele potentiell leerstehende Pracht- und Protzgebäude für die Wirtschaft aus Beton entstehen, die Profite verprechen. Dafür filmte das Team in Marokko einen wie kahl gefressen aussehenden Strand, von dem auch der letzte Krümel Sand illegal mit Eseln abtransportiert wurde, weil er den Dieben vergleichsweise große Einnahmen versprach. Ein Anwohner stellt sich todesmutig vor die Kamera und erzählt, was passierte. Da es sich um eine Mafia handelt, fürchtet er um sein Leben.

Foto: Wikipedia / SvG

Foto: Wikipedia / SvG

Weiter reiste das Team nach Mauritius, das ebenfalls vor allem aufgrund illegaler Sandförderung absinkt. Einige zum Staatsgebiet gehörende Inseln mussten endgültig evakuiert werden – die Insel Mauritius selbst mit der Hauptstadt Port Louis platzt aus allen Nähten, was wieder zu sozialen Problemen führt.

Schwindende Strände und zertstörte Meeresbiotope

Neben dem illegalen Sandhandel weist der Film auf zwei weitere eng damit verbundene Probleme hin: Das erste ist die Fördermethoden, mit denen der Sand aus dem Meer geholt wird. Schiffe, die wie riesige Staubsauger funktionieren, holen den Sand vom Meeresboden. Dabei kommt natürlich nicht nur der Sand nach oben, sondern alles was darin lebt. Da die Ozeane komplexe Nahrungsketten sind, wird nicht nur die Flora und Fauna im und am Meeresboden nahchaltig geschädigt, sondern das ganze Leben in den Meeren.

Ein weiteres massives Problem ist, dass weltweit inzwischen die ganzen Küsten zugebaut werden. Dadurch können einerseits die Sandkörner, die ja auf dem Land entstehen und bisher in natürlichen Kreisläufen ins Meer gelangt sind dort nicht mehr ankommen. So entsteht in erster Linie weniger neuer Sand bzw. er kommt nicht im Meer an. Dann verändert sich durch die zu küstennahe Bebauung auch das Verhalten der Wellen am Strand, wie in einer Animation demonstriert wird. Sie tragen den Sand schneller weg. Hierfür zeigt der Film erschreckende Beispiele von der US-amerikanischen Ost- und Westküste. Badeorte, die schon aus ökonomischen Gründen auf einen schönen Strand angewiesen sind, versuchen in verzweifelter Sisyphusarbeit die Strände mit Meersand wieder aufzufüllen. Dieser wird jedoch noch schneller wieder weggespült.

Lösung: Radikales Umdenken

Alles in Allem zeigt der Film, dass beim Thema Sand ein Umdenken auf mehreren Ebenen – technisch, sozial und politisch – notwendig ist: Beim Bau, was Material und sinnlosen Bauboom angeht, aber auch die Frage wo und wie man nachhaltig baut. Aber auch über härtere Strafen für illegalen Sandabbau und Umgang mit Flüchtlingen, deren Umwelt durch diesen zerstört wurde. Auf technischer Ebene bietet der Film eine pargmatische Alternative an: Glas, auf die richtige Konsistenz zerrieben, hat ähnliche Eigenschaften wie Meersand. Allerdings ist das Recycling und die entsprechende Verarbeitung derzeit noch zu teuer.

Leider ist der ausgesprochen informative und gut gemachte, aufrüttelnde Film, nachdem man völlig anders über manche Sachen denkt, nicht in der ARTE-Mediathek und auch noch nicht als DVD erhältlich. Haltet also ausschau, ob er bei irgendwelchen Veranstaltungen läuft oder demnächst auch käuflich zu erwerben ist. Wenn man sucht, findet man ihn auch online, leider nicht legal.

Update: Aktuell (15.7.) ist der Film bei Arte zu sehen – inklsive der Debatte. Watch it while you can!


Website Sand Wars (English)
Link zur Arte-Dokumentation

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