Upcycling – das neue Basteln
Basteln ist wieder angesagt – nicht nur zur Weihnachtszeit. Der neue Trend heißt Upcycling, und bedeutet basteln mit Material, was sonst im Müll landen würde. Wer upcycled, macht aus dem Abfall ganz neue, kreative Dinge, im Gegensatz zum Recycling, wo benutzte Dinge wieder dem gleichen Verwendungszweck zugeführt werden oder ganz zerschreddert werden, um Rohstoffe wiederzugewinnen. Upcycling mag dem einen oder der anderen bekannt vorkommen, aus der Studentenbude oder DDR-Zeiten, wo man aus Mangel an Geld oder Konsumprodukten kaputte Dinge anderen Verwendungszwecken zugeführt hat, von alten Holzpaletten, aus denen Betten und sogar Schränke entstanden, zu abgeschnittenen alten Jeans, die zu Taschen umfunktioniert wurden.
Der neue Trend entstand sicher auch aus einem ökonomischen Zwang, denn gerade Kreative und Designer in der westlichen Welt gehören oft auch dem ökonomischen Prekariat an, aber auch aus einem wachsenden Bewusstsein für Abfallvermeidung, Konsumreduzierung und schlichtweg einem Retrotrend. Dieser kann dann sehr bizarre Blüten treiben, weil auch wohlhabende ihr Umfeld hip und individuell gestalten wollen. So hat sich von den USA ausgehend in den letzten Jahren eine ganze kleine Ökonomie um das Upcycling entwickelt. Im Internet werden die individuellen Produkte, die oft von Menschen neben ihrem eigentlichen Job oder in einer prekären Selbständigkeit hergestellt werden, über Netzwerke wie Etsy oder DaWanda vertrieben, inzwischen allerdings auch schon jenseits von Nischen bei Amazon & Co.
Es gibt inzwischen ganze Handwerksbetriebe, Marken und Läden, die sich auf Upcycling spezialisiert haben – mit ihren Produkten haben sie meist Besserverdienende im Visier, die sich nach Individualität sehnen, aber keine Zeit oder Lust haben, selber zu basteln. Bekannte Vorreiterinnen sind die Taschen aus LKW-Planen, inzwischen ist der Markt aber viel breiter, von Mode bis zu Möbeln. So stehen dann die guten alten Palettenmöbel in professionellerer Verarbeitung wieder auf. Die Hersteller zeigen ihre Produkte auf Messen für Nachhaltigkeit, wie dem Heldenmarkt in Berlin.
Wer nicht so viel Geld, dafür mehr Spaß am Basteln hat, kann die eigene Kreativität ausleben. Im Internet gibt es inzwischen Ideen und Tipps für alles Mögliche, was man aus den Produkten, die in ihrem ersten Leben ausgedient haben, selber basteln kann – von offensichtlich nützlichen Dingen bis zu hübscher Dekoration. Anregungen finden sich diverse im Netz, z. B. hier, hier, hier oder hier. Die Materialien findet man nicht nur im eigenen Haushalt, sondern auch auf Flohmärkten, Second-Hand- oder Umsonst-Läden, auf Baustellen, Müllabladeplätzen oder einfach auf der Straße. Daraus kann man Dinge herstellen, die nützlich sind oder auch nicht, aber auf jeden Fall individuell. Das ist nicht nur ideal für Geschenke, die sogar nichts oder wenig kosten, sondern auch für die eigene Einrichtung jenseits des IKEA-Schicks, und für die Umwelt sowieso.