von Januar 18, 2014 0 Kommentare Mehr →

DIY: Garn aus Plastiktüten

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Ich versuche so weit es geht auf Plastiktüten zu verzichten und habe meistens eigene Taschen dabei. Aber manchmal vergesse ich sie oder widerspreche im Kaufhaus nicht schnell genug, wenn eine Verkäuferin die Sachen ungefragt eintütet, was leider noch immer gang und gäbe ist. Diese Tüten benutze ich dann meisten als Mülltüte oder zur Aufbewahrung. Aber in vielen Haushalten sammeln sich doch über die Zeit Berge an Tüten, die dann ungenutzt im Müll landen und die Umwelt verschmutzen, sei es auf Mülldeponien oder gar im Meer.

Wer seinen Plastiktütenverbrauch einschränken will und, so er oder sie daran Spaß gewinnen, sogar dankbare/r Abnehmer/in von fremden Plastiktüten werden will, kann sich aus den alten Tüten eine Einkaufstasche basteln – oder sogar die Verwandtschaft und den Freundeskreis mit solchen beglücken. Recyclingfreaks sind nämlich auf die glorreiche Idee gekommen, dass man mit dem Plastikmaterial häkeln kann. Wenn man der untenstehenden Anleitung folgt, kann man aus (mindestens) 40 – 50 (!) Tüten einen richtig schicke und soliden Beutel machen.

Material:
40 – 50 Plastiktüten (wenn man Muster häkeln will in den entsprechenden Farben)
1 große Häkelnadel (8 mm)

Schritt 1
Die Tüte einmal falten und glattstreifen. Den oberen Rand mit den Henkeln und den unteren Rand gerade abschneiden. Dann noch einmal falten und die Tüte in ca. 2 cm breite Streifen schneiden.

Schritt 2
Die so entstanden Plastikschlaufen miteinander verknoten (wie genau hier oder hier im Bild oder unten im Video zu sehen), so dass ein „Faden“ entsteht. Wenn man Muster häkeln will, die entsprechenden Farben an der entsprechenden Stelle anknippern – das kann man während des Häkelns machen und muss nicht wie bei Wolle vom Knäuel abschneiden. Dass die Farben ganz exakt stimmen ist ebenso unwichtig wie die exakte Breite der geschnittenen Schlaufen – grob über den Daumen gepeilt reicht völlig.

Eine alternative Methode zur Garnherstellung wird hier gezeigt.

Schritt 3
Ganz normal wie bei Wolle loshäkeln (Grundlagen hier, ausführlichere Anleitungen u.a. hier, hier, hier oder hier).

Das Material verhält sich natürlich etwas störrischer als Wolle und man muss darauf achten, die Schlaufen nicht zu fest zu machen. Man sollte auch möglichst lockerere Muster wie z. B. Stäbchen verwenden. Das entstehende Material ist grob und eignet sich nicht für kleinere, feinere Arbeiten. Will man Muster oder einheitliche Farben erzeugen, muss man entsprechend viele Streifen in den entsprechenden Farben zur Verfügung haben – zumeist ist das bei der unfreiwilligen heimischen Plastiktütensammlung nicht der Fall. Günstig ist auch, wenn die Tüten wirklich aus buntem Plastik sind und die Farbe nicht nur aufgedruckt ist, weil die Rückseite dann nämlich weiß ist. Hat man eine Fläche in der gewünschten Größe fertig, den „Stoff“ übereinanderlegen und ebenfalls mit dem Plastikgarn zusammennähen.

Natürlich sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt und man kann auch Details hinzufügen oder andere Dinge aus dem Plastikstoff machen, soweit es dessen Eigenschaften zulassen. So kann man Netze, Aufbewahrungskörbe häkeln, oder sogar Hüte und Schuhe. Weitere Anregungen finden sich reichlich im Netz, meistens auf Englisch, u.a. auf der Seite Plasticbagcrafts. Man kann den Plastikhäkelstoff auch mit anderen Materialien verbinden, z.B. aus Reststoff eine Innentasche nähen.

Und wem das mit dem Garn und dem Häkeln alles zu fisselig ist und zu lange dauert, der kann die Tüten auch einfach übereinanderlegen und zusammenschweißen (Anleitung Englisch) und aus dem so entstehenden festeren Material eine Tasche nähen (oder es sonstwie verwenden).

Generell gilt – je weniger Plastik in erster Linie in den Haushalt kommt, desto besser. Ist es mal da, ist kreative Weiterverwendung die beste Lösung. Wer Spaß am Basteln entdeckt hat, sollte entweder mit Wolle, die sich eh besser verarbeiten lässt, weiter arbeiten oder Freunde, Verwandte und Nachbarn fragen, ob sie ihre alten Plastetüten für diesen Zweck sammeln können. Extra Plastetüten zum Basteln anschaffen ist eher kontraproduktiv. Nicht zufällig kommt die Idee aus den USA, wo es noch viel üblicher ist, jeden Einkauf in eine Plastiktüte zu verpacken.

Praktisch ist die Idee allerdings für ärmere Länder, wo Plastiktüten oft ein großes Umweltproblem darstellen und sich niemand darum kümmert, weil es zumindest vermeintlich dringendere Problem gibt. So haben die Britin Debbie Watkins und der Niederländer Marc Lansu z.B. das Verarbeiten von Plastikgarn in Kambodscha eingeführt. Inzwischen kann eine kleine Kooperative davon leben – und die Organisation FunkyJunk geht davon aus, dass sie in den letzten Jahren eigenhändig ca. 200 000 Plastiktüten, das kostenlose Rohmaterial, aus der kamboschanischen Landschaft gefischt haben.

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Posted in: Aktiv, Design, DIY, Kinder

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