Dänemark: Bis 2050 Strom- und Wärmeversorgung ausschließlich aus erneuerbare Energien
Das Solutions Project strebt es als kleine private Initiative aus Wissenschaftler/innen, Unternehmer/innen, Künstler/innen und Medienschaffenden für die USA an, bis 2050 den Energiebedarf allein aus erneuerbaren Quellen zu speisen. In Dänemark macht der Staat mit: Die aktuelle sozialdemokratischen Minderheitsregierung hat weitreichende neue Gesetze verabschiedet, mit Zustimmung der Sozialistischen Volkspartei, der linkssozialistischen Rot-Grünen Einheitsliste und der rechtspopulistischen Volkspartei, gegen die starken Rechtsliberalen.
Schon bis 2020 soll fast 70 Prozent der Strom und Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien kommen, 30 Jahre später sollen es 100 Prozent sein. 2012 wurden bereits 43 Prozent erreicht. Das konnte 2013 noch deutlich gesteigert werden – im Dezember lieferten allein die Windräder im Durchschnitt 54,8 Prozent des Stroms, nachdem eine neue 400-Megawatt-Offshore-Anlage angeschlossen worden war. Mit einem neuen Gesetz wird auch der Ausstoß an Treibhausgasen geregelt: Bis 2020 soll er um 40 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 vermindert werden, 28,4 sind bereits erreicht.
Neben der drastischen Reduzierung der CO2-Emission gen Null geht es um mehr Jobs, mehr Export und weniger Abhängigkeit für das Land. Die Energiebehörde koordiniert die dänische Energiewende und berät Politiker und Bürger. Das Land will bis 2050 komplett auf fossile Energien wie Kohle, Öl und Gas verzichten, Kernkraftwerke hat es sowieso nicht. Dazu müssten diverse Anlagen umgebaut bzw. auschliesslich Elektrofahrzeuge bzw. brennstoffzellenbetriebene eingesetzt werden. Die Technologien entwickeln sich gerade recht gut, sind aber noch keineswegs ausgereift. In Dänemark plant man aber die Autos bereits als mobile Stromspeicher ein: Weht weniger Wind, sollen ihre Batterien ins Netz einspeisen. Fossile Heizungen sollen verboten werden und man setzt auf die effiziente Kraft-Wärme-Kopplung. Inwieweit Wärmepumpentechnik eingesetzt zum Heizen werden soll, wie es gerade in Großbritannien in großem Stil geplant wird, geht aus den Meldungen nicht hervor. Allerdings soll die Technologie als effiziente Speichertechnologie für überschüssigen Strom dienen.
Windkarft als Hauptquelle
Mit rund 7300 Kilometer Küste hat Dänemark sehr gute Voraussetzungen für die Nutzung von Windkraft. Sie liefert derzeit knapp Dreiviertel des Stroms aus erneuerbaren Quellen. Bis 2020 soll sie die Hälfte des gesamten Stromverbrauchs decken. Aktuell entstehen mehrere große Offshore-Windparks mit Kapazitäten von bis zu 600 Megawatt bzw. sind gerade ans Netz gegangen. Die Technik dazu kommt zum Teil auch aus Deutschland, unter anderem von Siemens.
Durch Auflagen für die Betreiber, die u.a. die Größe der Anlagen betreffen und Entschädigungen beinhalten, konnte die Akzeptanz für Windkraftanlagen im Land erhöht werden, gegen die es zunächst auch wie in Deutschland viel Widerstand gab. Anwohner können sich an den Anlagen beteiligen und die Kommunen profitieren ebenfalls von der lokal erzeugten Energie. Statt überirdischer Stromtrassen entschied man sich zum Großteil für Erdkabel. Das ist zwar teurer, erregt jedoch keinen Widerstand.
Da nicht immer Wind weht, sollen zunehmend auch Solaranlagen zum Energiemix beitragen, die bisher eine geringe Rolle spielten. Da diese aber immer günstiger und effektiver werden, werden sie auch in dem relativ sonnenarmen Land immer interessanter. Weiter setzt das Konzept auf Biomasse. Durch Energieeinsparungen und Energieeffizienz soll auch weniger Strom und Wärme verbrauch werden. Damit haben die Dänen Erfahrung: Seit 1980 ist ihre Wirtschaft um 78 Prozent gewachsen, der Energieverbrauch jedoch kaum. Die Unternehmen erhalten in Dänemark keine Ausnahmegenehmigungen zur Ökostromumlage, sondern einen Zuschuss, wenn sie erneuerbare Energien nutzen und die Energieeffizienz erhöhen.
Bereits 2010 hatte dank der Innovationsfreude in diesem Bereich die Energietechnologie einen Exportanteil von rund zehn Prozent. Ein wichtiger Abnehmer ist China. Um den Export weiter auszubauen und konkurrenzfähig zu bleiben soll in Förderung und Forschungsprojekte investiert werden. So sollen pro Jahr rund 7000 vielfach sehr qualifizierte Arbeitsplätze entstehen.
Weltweite Umstellung auf regenerative Energien bis 2050 wäre möglich
Schon 2011 sagte eine Studie der Stanford University, dass in 30 bis 40 Jahren der Energiebedarf der ganzen Welt mit den aktuellen technischen Möglichkeiten aus erneuerbaren Energien gedeckt werden könne. Die technischen und ökonomischen Möglichkeiten seien da – das Problem seien allein der politische Durchsetzungswille und die gesellschaftliche Akzeptanz. In den letzten drei Jahren hat die technische Entwicklung, aber auch der Ausbau der erneuerbaren Energien enorme Fortschritte gemacht, vor allem durch universitäre Förderungen und private Initiativen.
Wie wichtig staatliche Förderungen sein können, zeigt der Solarausbau in Bayern – hier wurde 2012 mehr Solarenergie erzeugt als in den gesamten USA. Staatliche Hindernisse bewirken aber eben das Gegenteil, wie die ins Stocken geratene Energiewende in Deutschland zeigt oder die willkürliche Besteuerung von Solarnutzer/innen in Spanien. Auch in Neuseeland, dass aufgrund seiner natürlichen Ressourcen ein Vorreiter in Sachen Nutzung regenerativer Energie war, wurde die positive Enwicklung staaatlicherseits ausgebremst und die hehren Ziel verworfen. In Japan will die Politik sogar zurück zur Atomenergie – bestärkt durch die Struktur der japanischen Politik.
Quellen und mehr Infos:
Dänemark ohne fossile Energien bis 2050 (Deutsche Welle)
Energiewende: Dänemark macht es vor (Telepolis)