BR-Doku: Altruismus vs. Egoismus – oder weshalb wir kooperieren
In der Diskussion um die aktuellen globalen gesellschaftlichen und ökologischen Probleme wird immer wieder darüber diskutiert, ob der Mensch nicht einfach zu egoistisch sei, um so kollektiv und vorausschauend zu denken und zu handeln, dass wir den anstehenden Untergang der Welt, wie wir sie kennen noch aufhalten können. Wenn wir anschauen, was aktuell auf vielen Ebenen so passiert, scheint diese These naheliegend. Diese Diskussion ist nicht neu – sie zieht sich durch die ganze Geschichte der Philosophie. Und es gibt immer wieder Gegenbeispiele. Menschen in westlichen Ländern, geprägt durch die kapitalistische Gesellschaft und ihre Denkweise, schaffen es, nachhaltige Modelle zu verwirklichen. Und auch in der Menschheitsgeschichte gab es Kulturen, die sich durchaus aus der Steinzeit heraus entwickelt hatten und trotzdem nachhaltig und im Einklang mit der Natur lebten. Kooperatives Handeln war sogar Grundlage dieser Entwicklung.
Das beste Beispiel sind die Amazonas-Indianer/innen, von deren philosophischen Grundlagen jedoch nichts erhalten blieb als unsere rückblickenden Interpretationen. Sie lebten so nachhaltig, dass die letzten Spuren ihrer Kultur 50 Jahre nach dem die ersten Spanier/innen in ihrem Land erschienen waren und deren Krankheiten einen Großteil der Urbevölkerung ausgerottet hatte, fast nichts mehr von ihrer Zivilisation vorzufinden war. Die wenigen Überlebenden hielt man über Jahrhunderte für Steinzeitmenschen, die nie etwas anderes kannten als Jagen, Fischen und Sammeln. Erst in den letzten Jahrzehnten, in der Beschäftigung mit dem Ursprung der Terra Preta und merkwürdigen Grundrissen, die beim Brandroden von Urwald zu Tage traten, erkennen die Forscher/innen, dass die ersten Spanier/innen, die von großen Siedlungen im Amazonasgebiet berichteten, nicht zu viele fremde Kräuter geraucht hatten oder mit wilden Phantasien geprahlt hatten, sondern dass es diese wirklich gab.
Nachhaltig zu leben bedeutete nicht notwendiger Weise, dass es keine Konflikte gab, keinen Egoismus, keine Ungerechtigkeiten und keine gewalttätigen Auseinandersetzungen. Aber dieses bedrohten nicht das gesamt System, sondern hielten es im Zweifel sogar aufrecht. Aber selbst dieser scheinbare Zustand der Unschuld wird jedoch nicht wieder hergestellt werden können. Doch soziologische und psychologische Untersuchungen zeigen, dass der Mensch durchaus altruistische Züge hat – und diese nicht zwangsläufig der Gegenpol zu Egoismus sind. Wie Altruismus und Egoismus in der aktuellen Gesellschaft funktionieren, betrachtet eine Serie, die aktuelle beim Bayerischen Rundfunk gezeigt wird – und auch die Wurzeln dieser jahrtausendealten Diskussion in die römische und griechische Philosophie zurückverfolgt. Zugleich werden neueste biologische und soziologische Erkenntnisse diskutiert.
Ankündigung beim Bayerischen Rundfunk
Teil 1 Mediathek
Teil 2 Montag, 07.07.2014, 9:30 Uhr
Teil 3 (noch nicht bekannt)