Wichtig sind besonders in solchen Zeiten Medien, die eine sachliche, andere Sicht dagegen setzen. Eine solche Quelle ist ThePressProject, dass eine progressive Sicht und hohem journalistischem Anspruch Analysen zu griechischen Themen verbreitet und entsprechende Themen setzt. – auf Griechisch, aber auch auf Englisch, um auch international zu informieren. 2010 als Nachrichtenaggregator gegründet, besteht es seit 2013 in der jetzigen Form. Es will Nachrichten verbreiten, aber vor allem tiefgehendere Analysen anbieten und investigativen Journalismus betreiben. So wird untersucht, wie Brüssel die Nachrichten über Griechenland manipuliert, ebenso werden Themen dargesstellt, die im Ausland kaum wahrgenommen werden, aber zu denen es eine starke innergriechische Debatte gibt, wie die extrem umweltschädigende, mit brutaler Polizeigewalt gegen massiven Widerstand aus dem Volk durchgestzte Goldförderung eines kanadischen Konzerns. Die Artikel werden auch von großen internationalen Online-Magazinen wie Businessinsider.com übernommen.
Solche Quellen sind immer interessant, aber besonders in Situationen, wo wir uns nicht mehr auch nur halbwegs auf einen sachlichen journalistischen Standard in unseren Leitmedien verlassen können, wichtig. Wer noch andere Empfehlungen zu entsprechenden Medien hat: Bitte gern als Kommentar anmerken!
Website ThePressProject auf Griechisch
Website ThePressProject auf Englisch
100 Tage Syriza – Dossier des Neuen Deutschland
Ab ca. 10:00 erkärt Giorgos Chondros die Situation aus Sicht der Syriza (Deutsch)
Alan Rusbridger, Chefredakteur des Blattes, erklärt das Problem der journalistischen Darstellung des komplexen Themas: „Das Problem mit dieser Geschichte ist…sie ist so groß, und es ändert sich nicht jeden Tag etwas. Journalismus ist großartig dabei, den Moment einzufangen, oder Veränderungen, oder Dinge, die ungewöhnlich sind. Wenn es im Grunde genommen jeden Tag das selbe ist jeden Tag, jede Woche, jedes Jahr, dann glaube ich, dass Journalisten das Momentum verlieren.“
Durch neue technische Entwicklungen und so entstandene neue Möglichkeiten, Geschichten multimedial im Internet zu erzählen ergeben sich neue Chancen, das Thema anzugehen. Diese will das Guardian-Team nutzen, um die von Rusbridger von gestellte Aufgabe zu meistern: Schafft man es, dieses überlebenswichtige Thema so zu gestalten, dass es als Journalismus funktioniert? Die Geschichten erscheinen natürlich auch im gedruckten Blatt – auch hier finden sich im Idealfall neue Erzählformen. Es soll auch jeden Tag auf den Titel – eine Herausforderung, die dem Blatt auch Schaden kann, wird das nicht angenommen. Die ersten Ausgaben waren sogar in spezielle Kunstwerke zum Thema verpackt. Zudem will man die Leser/innen in die Entstehung der Kampagne einbeziehen, in die Lernprozesse, die die Redaktion selber macht.
Auch der Themenschwerpunkt hat sich verlagert: Beim Thema Klimawandel gehe es nicht mehr wie bisher vorrangig um Wissenschaft. Hier sei alles soweit geklärt: Es ist klar, dass 80% der fossilen Brennstoffe im Boden bleiben müssen, um einen katastrophalen Klimawandel durch eine Erderwärmung über 2° zu verhinden. Weltweit dürfen nicht mehr als 565 Gigatonnen CO 2 in die Luft geblasen werden, um darunter zu bleiben. 2795 Gigatonnen würden wir produzieren, wenn wir alle bekannten und förderbaren Lagerstätten ausschöpfen würden. Die Zahlen und Fakten sind soweit also erstmal klar und auch weitgehend anerkannt – der jetzige Schwerpunkt sei, diese Erkenntnis politisch und wirtschaftlich umzusetzen.
Rusbridger, der im Sommer nach 20 Jahren als Herausgeber des Guardian zurücktreten wird, sieht diese Geschichte zugleich als sein journalistisches Vermächtnis, wie er in einem einleitenden Artikel zur Kampagne erklärt. Die Hoffnung ist, dass der Guardian mit seiner nationalen und globalen Medienmacht wirklich Einfluss auf die Gesellschaft ausüben kann. „In den nächsten 10 Jahren entscheidet sich die Zukunft der Menschheit, ob dieses Jahrhundert das letzte für unserere Spezies ist,“ erläutert Rusbridger die Dringlichkeit.
Schwerpunkt ist Divestment und das neue Paradigma, dass man so schnell wie möglich auf regenerative Energien umsteigen muss. Gearbeitet wird mit Text, Audio-Podcasts, Video und Bildern, neben den klassischen journalistischen Stilformen werden auch konkrete politische Kampagnen erstellt, wie man sie von politischen Netzwerken kennt. Die erste ist eine Petition an die beiden größten wohltätigen Einrichtungen der Welt, die Gates-Foundation und den Wellcome Trust, ihr Geld aus Kohle-, Gas- und Ölförderung herauszuziehen und in diesem Sektor auch nicht neu zu investieren. Das fordert die Redaktion natürlich auch von ihrem eigenen Verlag, der Guardian Media Group.
Weiterhin gibt es Auszüge aus wichtigen Büchern; begonnen wird mit Naomi Kleins gerade erschienenem zentralen Werk zum Thema, This Changes Everything. Ziel ist es, dass sich die Guardian-Leser nicht nur über das Thema informieren, sondern selber aktiv werden, protestieren aber auch selber neue Ideen entwickeln, um ihren Teil zum dringend notwendigen Wandel beizutragen. Partner der Kampagne ist die US-Umweltorganisation 350.org, die sich unter anderem maßgeblich der weltweiten Divestment-Bewegung angenommen hat. Die Guardian-Kampagne ist die bisher größte zum Thema. Die Divestment-Bewegung wird auch von der UN unterstützt.
Startseite der Kampagne
Blog zur Kampagne
Statement von Alan Rusbridger zum Thema
Petition an die Gates-Foundation und den Wellcome Trust
Ausschnitt aus Naomi Kleins This Changes Everything
The Biggest Story in the World Podcast
„Wir sind keine Minderheit und auch keine schweigende Mehrheit. Wir sind eine zum Schweigen gebrachte Mehrheit“ sagte die US-amerikanische Radio- und Fernsehmoderatorin Amy Goodman in ihrer Keynote. Sie meinte damit all die Menschen, die sich aktiv für eine bessere Welt einsetzen, gegen den aktuellen Status Quo kämpfen, sei es in ihrem Umfeld, national oder global. Deren Existenz käme in den US-Medien kaum bis gar nicht vor, so Goodman. Vor dem Irakkrieg zum Beispiel seien in den großen Medien 390 Interviews zum Thema geführt worden – nur drei davon mit Kriegsgegnern. Die Stimmung in der Bevölkerung war laut Meinungsumfragen 50 / 50. Mit ihrem Sender Democracy Now! will sie diese verschwiegenen Stimmen hörbar machen.
Diese Grundidee, die schlummernde politische Kraft in der Bevölkerung sichtbar zu machen und so zusammenzuführen, dass die Mächtigen diese Meinungen nicht mehr ignorieren können, ist auch die Grundidee von Campact. Sie wollte die dem neuen Medium Internet innewohnende Kraft nutzen, wie es schon das Vorbild MoveOn.org aus den USA getan hatte. Mit Online-Petitionen sollte gezeigt werden, dass viele Menschen in der Bevölkerung bestimmte Vorstellungen von kleinen und großen Entwicklungen in der Gesellschaft haben, die die Politiker in einer Demokratie zur Kenntnis zu nehmen und zu berücksichtigen haben.
Wie soll unsere Demokratie gestaltet werden?
Nachdem man sich auf der Gala anlässlich des Geburtstags ein bisschen selbst gefeiert hatte, wurde auf der Konferenz am Samstag wurde nach zehn Jahren in mehreren Podiumsdiskussionen eine kritische Zwischenbilanz gezogen: Was ist gut gelaufen und was nicht so? Wie kann man das Konzept in Zukunft verbessern? Welche Fragen müssen gestellt werden? Wie kann man auch global besser zusammenarbeiten, um gemeinsame Ziele zu erreichen? Welche Ziele sind das überhaupt?
Auch wenn die Anwesenden alle in der Grundfrage übereinstimmten, dass die Meinungshoheit der Eliten gebrochen werden muss, und dass die Wünsche und Bedürfnisse der Bevölkerung eine Stimme finden müssen, gab es durchaus unterschiedliche Standpunkte.
Bei einer Podiumsdiskussion zum Nutzen von Online-Aktivismus sagte Ben Brandzel, Mitgründer von MoveOn.org, er wolle eine funktionierende repräsentative Demokratie herstellen. Dazu nutzt er Methoden, wie sie seit knapp 100 Jahren in der US-amerikanischen Konsumforschung entwickelt worden sind und inzwischen auch zur Befragung zu politischen Themen verwandt werden. Die Umweltaktivistin Hanna Poddig hatte dagegen deutlich radikalere Vorstellungen von gesellschaftlichem Wandel. Ihre Ideen gehen eher in Richtung Basisdemokratie und Anarchie.
Wie kann man Menschen erfolgreich in den demokratischen Prozess einbinden?
Auch wie sich eine erfolgreiche und stetig wachsende Organisation wie Campact selbst kannibalisiert und auch kleiner Themen beiseite gedrängt werden stand zur Debatte: Wenn es Petitionen mit Tausenden von Unterschriften gibt, nimmt kein Politiker ein paar Hundert mehr zur Kenntnis. Wenn über Wichtigkeit von Themen ein breiter Konsens gefunden werden muss, gehen spezifischere bzw. im Vergleich zur Mehrheitsmeinung radikalere Forderungen unter.
Lösung könnte zum Beispiel kreativere Methoden sein, diese Themen zu präsentieren. So nannte Brandzel ein Beispiel, bei dem online jeweils 45 Stimmen aus einem Viertel zusammengetragen wurden und von einer beteiligten Person persönlich zu ihrem / ihrer lokalen verantwortlichen Politiker/in ins Büro gebracht werden. Die Besucher gaben sich hier quasi die Klinke in die Hand und waren so präsent, dass die Politiker/innen dem Thema stellen mussten. Und auch die Unterzeichner/innen wurden mehr einbezogen und übernahmen Verantwortung. Viele von ihnen hätten zum ersten Mal ihre zuständigen Kommunalpolitiker/innen besucht, erzählte Brandzel.
Überhaupt wollte man online und real life nicht trennen – die neue Technologie sei nur ein weiteres Mittel, Menschen über nutzbare Kommunikationswege zu erreichen. Auch zum Vorwurf der Oberflächlich von Online-Petitionen wurde das Für und Wider diskutiert, ebenso ob Engagement online eher von einem in der Community abhalte oder „unpolitische“ Menschen zu mehr Engagement bewege konnte nicht geklärt werden, da es dazu keine Statistiken gäbe. Man war sich einig, dass die Online-Kommunikation auf jeden Fall ein Mittel ist, das man (auch) zur Mobilisierung nutzen sollte, weil es, wie Brandzel sagte, eben schnell, leicht zugänglich und skalierbar – das heißt, größere Mengen an ausgesandten Mails sind nicht teurer und kosten nicht mehr Aufwand – ist.
Bei einer weiteren Podiumsdiskussion zum Thema Überwachung diskutierten Peter Schaar, Anne Roth und Konstanze Kurz unter anderem darüber, wie man abstrakte Themen greifbarer machen kann, so dass Menschen auch das Gefühl dafür bekommen, wie sie davon betroffen sind. So sei die NSA-Überwachung durch Edward Snowden personalisiert worden und die Kampagnen zum Thema liefen sehr erfolgreich.
Gesellschaftliche Meinungsbildung braucht nicht nur Aktivismus, sondern auch Zeit
Heribert Prantl hatte gleich zu Beginn darauf hingewiesen, dass man natürlich nicht erwarten kann, dass man eine Petition startet oder wie er einen Kommentar schreibt, und die Dinge ändern sich sofort. Aber man könne Menschen auf ein Thema aufmerksam machen und sie dafür sensibilisieren. So hat er das Gefühl, dass sein und das Engagement vieler anderer gegen die Flüchtlingspolitik über die letzen zwei Dekaden einen Meinungsumschwung bewirkt habe. Viel mehr Menschen fänden heute zum Beispiel die Tatsache, dass Flüchtlinge an Europas Außengrenzen zu Tausenden sterben als empörend.
Auch jenseits der Podien entwickelten sich zahlreiche interessante Gespräche. In einer offenen, freundlichen und aufgeschlossenen Atmosphäre entstanden viele fruchtbare Gespräche zwischen den Teilnehmer/innen – unter den Besucher/innen und auch den Campact-Mitarbeiter/innen, die sich „unters Volk“ mischten, soweit sie nicht mit Organisatorischem beschäftigt waren, und auch der eine oder die andere Podiumsdiskutant/in kam dazu. Über ein Altersspektrum von Teenager bis hochbetagt fanden Gleichgesinnte Anknüpfungspunkte für Austausch und Kooperationen.
]]>Das Netzwerk Campact hat sich in den letzten Jahren zu der wichtigsten deutschen Plattformen im Internet entwickelt, auf dem Protest-E-Mails oder -Anrufe zu verschiedenen sozialen, politischen und ökologischen Themen veröffentlicht werden. Campact gehört auch zu den Organisatoren von großen Demonstrationen wie „Wir haben es satt“ für eine umweltverträgliche Landwirtschaft und für die Energiewende.
Vor zehn Jahren nach dem Vorbild der US-Plattform MoveOn.org gegründet und in der Entstehungsphase von attac unterstützt, ist es das Ziel der NGO mit Sitz in Verden (Aller) laut Selbstbeschreibung, „im Internet ein Netzwerk von Menschen [zu schaffen], die sich einmischen, wenn politische Entscheidungen auf der Kippe stehen.“ Zurzeit sind mehr als eine Million Menschen bei Campact registriert, die sich an den Kampagnen beteiligen.
Fotos und einen kleinen Bericht gibt es nach der Veranstaltung hier auf Plan A(ternative).
Termin:
Freitag, 14. November, 2014, 20:00-22:00 (Einlass ab 19:00)
Kongress: Samstag, 15. November 2014, 9:30 Uhr-18:00
Kosmos, Karl-Marx-Allee 131a, 10243 Berlin
Website Campact
Website Demokratie braucht Bewegung
Livestream
Gestern gaben die US-Aktivisten Igor Vamos und Jacques Servin, bekannt als die Köpfe der Yes Men, die Keynote Speech der Re:publica 2014, die mit 8 000 Leuten, die sich am Berliner Gleisdreieck versammelten, inzwischen ein Mega-Event ist. Danach mischten sie sich ein wenig unters Volk und gaben Interviews, in denen sie für ihren Film The Yes Men Are Revolting, der 2015 erscheinen soll warben, und vor allem für die zeitnahere Veröffentlichungen des Handbuchs Beautiful Trouble – Handbuch für eine unwiderstehliche Revolution, das im Juni auf Deutsch herauskommt. Dafür haben die Herren mehrere Kapitel verfasst – mehr zum englischen Original hier. mehr zum Thema demnächst auch an dieser Stelle. Die Re:pblica geht noch bis Donnerstag
Website der Yes Men
Video der Keynote Speech
Zuerst veröffentlicht auf Popkontext.de
]]>Wo finde ich in „den Medien“ die Fakten?
Gerade bestimmen wieder zwei Ereignisse die Medien, in denen es aufgrund verschiedener starker Interessenlagen schwierig ist herauszufinden, was wirklich los ist. In der Ukraine haben sowohl die EU als auch die USA, genauso aber Russland extrem starke Machtinteressen, die sich nicht nur in der Berichterstattung von der russischen Regierung bezahlten Auslandssender RT, den viele gern als alternative Informationsquelle heranziehen, widerspiegelt, sondern auch extrem stark in den sich so neutral gebenden westlichen Medien. Hier wird von beiden Seiten kräftig Propaganda verbreitet. Ähnliches gilt für Venezuela: Hier wird, nach anfänglich Schweigen, von Straßenprotesten berichtet, ohne den Hintergrund genauer anzuschauen. Oder es wird schlichtweg verschwiegen, wessen Interessen die Opposition vertritt. Das sind nicht unbedingt die des einfachen Volkes, das unter Gewalt und Korruption leidet, sondern die der USA und der internationalen Wirtschaft, denen ein zum Sozialismus tendierender Staat ein Dorn im Auge ist. und natürlich gibt es hier auch die Katzenminze für die westliche Wirtschaft: Öl.
Allgemein ist das Mißtrauen gegenüber der Berichterstattung der „Mainstreammedien“ in den letzten Jahren gewachsen – nicht immer, aber vielfach zurecht. Auf der Suche nach alternativen Informationsquellen tappen viele gern in die nächste Propagandafalle, seien es irgendwelche rechten Verschwörungstheoretiker/innen oder andere interessengeleitete Gruppen, die ihre Absichten allerdings verschweigen und so tun, als ob sie „die Wahrheit“ verbreiteten. Angesichts der unübersichtlichen Lage in Syrien, der Ukraine oder jetzt Venezuela geben auch viele ganz auf, noch irgendetwas verstehen zu wollen.
Natürlich gibt es keinen objektiven Journalismus, das lernt jede/r Student/in der Medientheorie im ersten Semester. Jede/r Journalist/in, jede Medienquelle vertritt eine bestimmte Haltung. Aber es macht sehr viel aus, ob man diese klar offen legt, ob man sich auf faktenbasierten Informationen um so viel Objektivität wie möglich bemüht, oder ob man ganz gezielt Propaganda streut, Fakten in diesem Interesse verdreht oder gleich ganz darauf verzichtet und diese Absichten auch noch verschleiert. Das hat auch viel damit zu tun, wer wen wie finanziert. Man soll bekanntlich nicht an dem Ast sägen, auf dem man sitzt, bzw. nicht die Hand beißen, die einen füttert. So spielt es eine Rolle, wer in den jeweiligen Medien wirbt und welches Verhältnis sie zur bestimmten Parteien oder Machtgefügen in der Gesellschaft haben. Selbst journalistisch anspruchsvolle Medien beigen sich so mehrheitlich in ihrer Berichterstattung wirtschaftlichen oder staatlichen Interessen – ob nun der Spiegel Genmais aufs Billigste verharmlost oder die Zeit die Uranmunition oder die BBC die Gefahren der Atomkraft.
Democracy Now! – ein Kind der unabhängigen Radiobewegung
Am freiesten sind diejenigen, die unabhängig finanziert werden. Dieser Versuch wurde mit der Idee des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verfolgt, wo jedoch eine parteipolitische Abhängigkeit weiter zu spüren war und der sich zumindest bei sicherheitsrelevanten Themen als nicht neutral und staatstragend herausstellt. In den USA gibt es das Konzept hörer/innenfinanzierter Sender (die allerdings auch in kleinerem Umfang staatliche Beihilfen erhalten), das Radionetzwerk NPR und das Fernsehnetzwerk PBS. Letzteres sorgte vor Kurzem jedoch auch für einen Skandal, als bekannt wurde, dass es in größerem Umfang Spenden von den konservativen, die Interessen der Großkonzerne stützenden konservativen Milliarärsbrüder Koch erhalten hatte und so zurecht in seiner Neutralitär angezweifelt wurde.
Weniger bekannt ist, dass es in den USA auch eine starke freie Radioszene gibt – unterschiedlichster politischer Coleur, aber gerade seit den späten 90ern wieder verstärkt vom progressiven Underground getragen, der sich bewusst gegen die großen kommerziellen Sender wendet, die die Medienlandschaft der USA dominieren, aber auch gegen rechte Propaganda. Aus diesem Umfeld entwickelte sich auch Democracy Now!, gegründet von den kritischen Journalist/innen Amy Goodman, Juan González, Larry Bensky, Salim Muwakkil und Julie Drizin 19. Februar 1996 gingen die Journalist/innen um erstmalig auf Sendung, zunächst nur über das Radio. Ihre Sendungen werden bis heute vom nichtkommerziellen Pacifica Radio produziert und ausgestrahlt, das 1946 als progressives Radionetzwerk gegründet wurde und somit das älteste in den USA ist. Es hat eine dezidiert progressive, an sozialen Belangen und einer pazifistischen Haltung orientierte Ausrichtung.
Engagierte Musik statt Werbepausen
Democracy Now! etablierte sich schnell als tägliche einstündige politische Sendung mit dem Claim The War and Peace Report. Die Sendung wurde zunächst beim Sender Pacifia-Sender WBAI in New York produziert, nach einer Auseinandersetzung um inhaltliche Kontrolle übernahm 2001 WMFU, der älteste freie Radiosender der USA, das Programm für eine Weile. Zu diesem Zeitpunkt hatte Democracy Now! jedoch schon so viele Anhänger, dass es nach Hörerprotesten nicht nur wieder über WBAI ausgestrahlt wurde, sondern kurz darauf auch als Fernsehformat. Bis 2008 sendete Democracy Now! aus einer alten Feuerwache in Chinatown, und zog dann auf ein 800 m2 großes, umweltgerecht saniertes Studio im Chelsea District zu ziehen. Heute wird Democracy Now! weltweit von 1 200 Fernseh- und Radiostationen ausgestrahlt, terrestrisch, über Kabel und über Satellit. Auch auf einer sehr umfassend, modern übersichtlich gemachten Internetseite kann man sich die Sendung als Livesteam ansehen, als Podcast herunterladen und es gibt auch jeweils ein Transkript zur Sendung, das ebenfalls heruntergeladen werden kann. Seit 2005 gibt es auch eine spanischsprachige Version von Teilen der Sendung.
Die Sendung ist die derzeit verbreitetste und eine der besten Informationsquellen, die die so genannte „Mainstream“-Berichterstattung durchbrechen, andere Perspektiven zeigen und News, die in anderen Kanälen nicht behandelt werden. Dabei setzen sie nicht auf Infotainment oder schielen auf Quoten, sondern bringen die Informationen freundlich und sachlich an die Hörer/innen bzw. Zuschauer/innen. Statt Werbepausen gibt es in der Sendung jeweils zwei politische oder sozial engagierte Songs. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich durch private Spenden von Hörer/innen und Zuschauer/innen, für bestimmte Dinge wie Softwareentwicklung auch mit Stiftungsgeldern, und viele Beitragende verzichten auf Bezahlung.
Hartnäckig, unbequem, echt und gerecht
Als Gesicht der Sendung hat sich Mitgründerin Amy Goodman etabliert. Sie ist bis heute die Hauptmoderatorin dvon Democracy Now!, wenn auch Juan González und inzwischen auch Moderator/innen nachfolgender Generationen häufig als Co-Moderator/innen zu sehen sind, und ein Jahr nach der Gründung mit Jeremy Scahill ein weiterer renommierter investigativer Journalist zum Team stieß. Goodman hatte ihre ersten einschneidenden Erfahrungen als investigative Journalistin Anfang der 1990er gemacht, als sie während des Unabhängigkeitskampfes in Osttimor gemeinsam mit einem Kollegen schwer verprügelt wurde. Sie waren Zeugen von Massentötungen von Demonstrant/innen gewesen, und überlebten laut Goodman nur Dank ihres amerikanischen Passes.
In den späten 90ern veröffentlichte sie mit Scahill eine Dokumentation über das vorgehen des Ölriesen Chevron in Nigeria, wo ebenfalls Demonstranten und Aktivisten getötet wurden. Goodman verärgerte den damaligen Präsidenten Bill Clinton sehr, als sie ihm bei einem auf zwei Minuten angelegten Wahlkampfanruf nicht nach dem Mund redete und seine Parolen nicht einfach hinnahm, sondern ihn in einer Livesendung 28 Minuten am Telefon hielt und ihn zu unbequemen Themen befragte. Clinton soll sie danach als „aggressiv und feindseelig“ bezeichnet haben.
Hier wird Journalismus gemacht, der den Namen verdient
Dabei handeln Goodman und ihre Mitstreiter/innen mehr nach dem, was die Aufgabe von Journalist/innen sein soll als die Mehrheit ihrer Kolleg/innen: Sie suchen nach den echten Stimmen zum Thema, lassen sie sich nicht von den mächtigen Lobbygruppen diktieren. Sie laden nicht einfach irgendwelche Expert/innen ein, die in den Medienkreisen herumgereicht werden, sondern geben sich Mühe, prominente oder auch weniger prominente Protagonist/innen und Expert/innen zu finden, die wirklich nah am Thema sind und so kompetent ihre Sicht darstellen können bzw. kritisch befragt werden. Sie stellen verschiedenen Ansichten auch als solche dar und behaupten nicht, „die Wahrheit“ gepachtet zu haben.
In die Sendung werden regelmäßig Gäste eingeladen, die eine bestimmte Perspektive haben, die die des „Mainstreams“, gut begründet, plausibel und inhaltlich kompetent, in Frage stellt. Oft sind es Politiker/innen, Vertreter/innen einer bestimmten Gruppe oder andere Journalist/innen und Autor/innen, die aktuelle Bücher zum entsprechenden Thema veröffentlich haben. Sie geben umfassendere Hintergrundinformationen und werden kritisch befragt. Expert/innen und Protagonist/innen vor Ort werden zugeschaltet. Dabei wird den Zuschauer/innen Raum gelassen, sich eine eigene Meinung zu bilden – oft, wo möglich, werden verschiedene untersichtliche Sichtweisen präsentiert. So tappt die Sendung trotz der eigenen Haltung nie in die Propagandafalle und hält sich auch von spekulativen Verschwörungstheorien ohne Grundlage fern.
Diese Sachlichkeit, Offenheit, der Gerechtigkeitssinn und die Tatsache, dass sie sich wirklich an den zentralen relevanten Themen aufhält und auf Boulevard ebenso wie oberflächliche 1:30-Formate verzichtet, macht die Sendung bei einem breiten Publikum als Informationsquelle beliebt, dass sich keineswegs notwendigerweise als „links“ sieht. Sie überzeugt neben der demonstrierten Unabhängigkeit die Ernsthaftigkeit, wie hier mit den zentralen Themen aus der US- und Weltpolitik umgegangen wird. Außergewöhnlich ist auch, dass die Sendung durch eine fast altmodisch erscheinende Präsentation ohne jeden Schnickschnack auf Augenhöhe mit den Zuschauer/innen bzw. Hörer/innen agierten – und das ohne irgendwelche Call Ins oder Mitmachaktionen. Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, die sonst oft keine Stimme haben, bekommen bei Democracy Now! eine Stimme – der klassische Ethos der freien Radios. So finden sich hier auch die „kleinen Leute“ wieder.
Empfang im deutschsprachigen Raum
Die unter Creative Commons lizenzierte Sendung kann auf der Website von Democracy Now! kostenlos als Webcast gesehen, als Audiostream gehört oder im Audioformat heruntergeladen werden, auch als Bittorrent. Dazu gibt es meistens auch kurz nach der Sendung ein Transkript. Außerdem ist hier ein Archiv der Beiträge zu finden. Die freien Radios Radio Dreyeckland, Freies Radio Wiesental und Radio Unerhört Marburg übertragen die Radiosendung auch terrestrisch, und in Wien wird das Magazin auf dem partizipativen Privatsender Okto ausgestrahlt. Europaweit kann die Sendung via Satellit gesehen werden. Eine Übersicht über die Emfangsmöglichkeiten weltweit gibt es hier.
]]>Naheliegender Weise geht es um die die These vom Anthropozän. Die besagt, dass wir uns in einem neuen geologischen Zeitalter befinden – eines, in dem der Mensch die Erde gestaltet. Sie wird weltweit in Wissenschaft, Kunst und Politik diskutiert und war Mittelpunkt der Ausstellungsreihe im HKW, die in diesem Jahr zu Ende geht. Die Fragestellung ist: Welche Geschichten – ob Fiktion, Non-Fiktion, Mythologie oder Historie – lassen sich crossmedial zum Anthropozän erzählen?
Dazu können interessierte Teilnehmer/innen ein Kurzexposé einreichen. Die zehn besten Exposés werden mit Workshops, Mentoring und einem Produktionszuschuss für Bild- und Musikrechte gefördert. Eine renommierte Jury wählt aus den fertigen Arbeiten die drei besten aus, die ein Preisgeld von 3.000, 2.000 und 1.000 Euro erhalten. Die zehn Produktionen werden im Herbst 2014 zum Abschluss des Anthropozän-Projekts im HKW sowie online präsentiert.
Das Exposé mit maximal zwei Seiten und ein kurzer Lebenslauf müssen bis zum 30. April 2014 an [email protected] gesandt werden, um am Wettbewerb teilzunehmen.
Ankündigung auf der Seite des HKW
Wer mit dem Internet aufgewachsen ist, kann mit herkömmlichen Medien immer weniger anfangen. In Zeiten Sozialer Netzwerke hat man Breaking News am schnellsten bei Twitter, Facebook & Co aufgeschnappt und schon die Tagesthemen am selben Abend wirken heillos veraltet. Die Ruhe, auf eine gründlichere Analyse am nächsten Tag zu warten, bringen deshalb immer weniger Menschen mit.
Da sich aber nicht nur die Lesegewohnheiten des Publikums ändern, sondern auch die Wege, wie Journalisten selbst an ihre Informationen gelangen, ist eine der Hauptfragen heute: Wie verschaffe ich mir einen Überblick zwischen den unendlich vielen Informationshäppchen? Wie unterscheide ich Relevantes vom Hintergrundrauschen?
Wenn irgendwo auf der Welt etwas passiert, sei es eine Demonstration, die sich zur Revolution entwickelt, eine Naturkatastrophe oder ähnliches, sind die ersten Augenzeugen vor Ort selten Journalisten im engeren Sinne. Dieses Jahr zeigten besonders die Proteste im Istanbuler Gezi-Park und die Demonstrationen in Brasilien eindrucksvoll, welchen enormen Stellenwert Soziale Netzwerke mittlerweile für die lokale und internationale Informationsversorgung erlangt haben. Erstens, da die Bevölkerung vor Ort sie zur Außendarstellung bis hin zur internen Organisation nutzt, und zweitens da sie für Journalisten nicht selten die einzige Chance sind, an Informationen zu gelangen – noch bevor Korrespondenten vor Ort sind.
Twitter als Nachrichtenquelle
In Sozialen Medien finden jedoch keinesfalls nur die ganz großen Geschichten statt. Besonders das Mikobloggingnetzwerk Twitter hat sich mittlerweile zur wichtigsten Online-Quelle für Nachrichten aller Art entwickelt. Schon die Beschränkung von 140 Zeichen pro Tweet zwingt die Menschen dazu, sich auf das Notwendigste zu beschränken. Eben diese Kurznachrichten werden oft von sehr vielen Menschen geteilt und verbreiten sich so wie ein Lauffeuer.
Journalisten bietet deshalb besonders diese Plattform spannende Möglichkeiten für ihre Arbeit: Nirgends finden sie schneller Echtzeitinformationen, d.h. Informationen über Dinge, die gerade jetzt passieren von Menschen, die gerade jetzt vor Ort sind. Ebenso können Journalisten mit ihren Followern interagieren und so wieder näher an ihr Publikum heranrücken. Wer weiß, was seine Leser interessiert, kann auch Artikel publizieren, die gerne gelesen werden.
Bei der Recherche via Twitter wird man als Journalist jedoch schnell auch mit den Nachteilen des Netzwerks konfrontiert. So unternehmen die Twitter-Betreiber selbst kaum Anstalten, die unüberschaubare Masse an Tweets in irgend einer Hinsicht zu sortieren. Relevante Informationen stehen gleichberechtigt neben Katzenfotos oder den obligatorischen Tweets über Justin Bieber. Schlimmer noch: Relevantes verschwindet nicht selten zwischen all dem Hintergrundrauschen. Um die wirklich wichtigen Informationen mitzubekommen, müsste man schon rund um die Uhr vor seinem Twitter-Account sitzen – oder aber eine Lösung finden, den Twitterstrom zu bändigen.
Auf der Suche nach Durchblick
Die oben geschilderten Probleme haben wir als Journalisten am eigenen Leib erlebt. Das Potential Sozialer Medien und besonders von Twitter ist uns schon lange bewusst. Für die tägliche Arbeit fehlte jedoch ein Mittel, um mehr Durchblick und Einordnung der diversen Informationen zu erhalten.
Unser Ziel war es dabei von Anfang an, den Informationswust in Sozialen Netzwerken zu sortieren und dabei auch eine neue Art von Journalismus zu unterstützen. Sozialen Medien leben eben nicht mehr nur von offiziellen Nachrichten, die zur Veröffentlichung ausgewählt wurden. Ein Internetzugang und ein freies Netz vorausgesetzt, kann hier jeder Informationen publizieren, die bei entsprechender Verbreitung von unzähligen Menschen weltweit gelesen werden können. Ein wichtiges Schlagwort ist hier der sogenannte “Gatekeeper”: In der Nachrichtenforschung bezeichnet man so die (idealtypische) Person, die entscheidet, welche Informationen den Weg in die Massenmedien finden und welche aus unterschiedlichsten Gründen nicht publiziert werden. In Zeiten des Internet und besonders der Sozialen Netzwerke wird diese Funktion der Massenmedien immer weiter eingegrenzt, da nun potentiell jeder Nutzer und auch jeder Journalist an der Verbreitung von Informationen teilhaben kann.
Voraussetzung für diese Art eines neuen Journalismus ist es jedoch, die relevanten Informationen überhaupt zu finden. Unser Gründerteam aus zwei Journalisten und einem Software-Entwickler machte sich deswegen auf den Weg, mit Tame eine Kontextsuchmaschine für Twitter zu entwickeln. Diese bringt Ordnung in das Twitter-Chaos und sortiert mit Hilfe eines Algorithmus die anfallenden Tweets in Top 10-Listen der relevantesten Links, Hashtags und User ein. Jeder auf der Suche nach Informationen erhält so einen schnellen Überblick, was in seinem eigenen Netzwerk, aber auch in ganz Twitter zurzeit am wichtigsten ist.
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Dabei legen mehrere Investor/innen ihr Geld zusammen, um ein solches Projekt zu ermöglichen – in diesem Fall umweltschonende Energieeffizienzmaßnahmen. Die Projektinhaber behalten einen kleinen Teil selbst, verpflichten sich aber den größeren Teil der Einsparungen und der Rendite an die Investor/innen zu bezahlen. Dabei stehen Energieberater zur Seite, die die Effizienz des Projekts prüfen.
Mit dem Projekt sollen Investitionsbarrieren für Unternehmen, Institutionen und Vereine überwunden und die Energiewende beschleunigt werden. Das Projekt stellt sich am 26. August in Frankfurt am Main vor und soll demnächst offiziell an den Start gehen. Derzeit befindet es sich noch in der Beta-Phase.
Termin:
26. August 2013
11:30 Uhr – 12:30 Uhr
Bodystreet Frankfurt City West
Voltastraße 74
60486 Frankfurt