Radio – Plan A http://www.plan-alternative.de nachhaltige Alternativen - für das gute Leben Thu, 07 Jul 2016 21:56:59 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.7.3 Democracy Now! – eine einzigartige Medieninstitution wird 18 http://www.plan-alternative.de/index.php/2014/02/24/democracy-now-eine-einzigartige-medieninstitution-wird-18/ http://www.plan-alternative.de/index.php/2014/02/24/democracy-now-eine-einzigartige-medieninstitution-wird-18/#respond Mon, 24 Feb 2014 14:04:29 +0000 http://www.plan-alternative.de/?p=6246 Seit 18 Jahren sendet der Radio- und Fernsehkanal Democracy Now! unabhängige Nachrichten und kritische Hintergrundberichte zu US-amerikanischen und globalen Ereignissen – aus einer progressiven Sicht, aber ohne Propaganda. Sie stammt aus der unabhängigen Radiobewegungen der USA und ist heute nicht nur in ihrem Heimatland, sondern weltweit eine der wichtigsten, einflussreichsten und seriösesten Quellen für politische Information jenseits der staatstragenden und wirtschaftsinteressengeleiteten Medien.

Logo Democracy Now!

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Wo finde ich in „den Medien“ die Fakten?

Gerade bestimmen wieder zwei Ereignisse die Medien, in denen es aufgrund verschiedener starker Interessenlagen schwierig ist herauszufinden, was wirklich los ist. In der Ukraine haben sowohl die EU als auch die USA, genauso aber Russland extrem starke Machtinteressen, die sich nicht nur in der Berichterstattung von der russischen Regierung bezahlten Auslandssender RT, den viele gern als alternative Informationsquelle heranziehen, widerspiegelt, sondern auch extrem stark in den sich so neutral gebenden westlichen Medien. Hier wird von beiden Seiten kräftig Propaganda verbreitet. Ähnliches gilt für Venezuela: Hier wird, nach anfänglich Schweigen, von Straßenprotesten berichtet, ohne den Hintergrund genauer anzuschauen. Oder es wird schlichtweg verschwiegen, wessen Interessen die Opposition vertritt. Das sind nicht unbedingt die des einfachen Volkes, das unter Gewalt und Korruption leidet, sondern die der USA und der internationalen Wirtschaft, denen ein zum Sozialismus tendierender Staat ein Dorn im Auge ist. und natürlich gibt es hier auch die Katzenminze für die westliche Wirtschaft: Öl.

Allgemein ist das Mißtrauen gegenüber der Berichterstattung der „Mainstreammedien“ in den letzten Jahren gewachsen – nicht immer, aber vielfach zurecht. Auf der Suche nach alternativen Informationsquellen tappen viele gern in die nächste Propagandafalle, seien es irgendwelche rechten Verschwörungstheoretiker/innen oder andere interessengeleitete Gruppen, die ihre Absichten allerdings verschweigen und so tun, als ob sie „die Wahrheit“ verbreiteten. Angesichts der unübersichtlichen Lage in Syrien, der Ukraine oder jetzt Venezuela geben auch viele ganz auf, noch irgendetwas verstehen zu wollen.

Natürlich gibt es keinen objektiven Journalismus, das lernt jede/r Student/in der Medientheorie im ersten Semester. Jede/r Journalist/in, jede Medienquelle vertritt eine bestimmte Haltung. Aber es macht sehr viel aus, ob man diese klar offen legt, ob man sich auf faktenbasierten Informationen um so viel Objektivität wie möglich bemüht, oder ob man ganz gezielt Propaganda streut, Fakten in diesem Interesse verdreht oder gleich ganz darauf verzichtet und diese Absichten auch noch verschleiert. Das hat auch viel damit zu tun, wer wen wie finanziert. Man soll bekanntlich nicht an dem Ast sägen, auf dem man sitzt, bzw. nicht die Hand beißen, die einen füttert. So spielt es eine Rolle, wer in den jeweiligen Medien wirbt und welches Verhältnis sie zur bestimmten Parteien oder Machtgefügen in der Gesellschaft haben. Selbst journalistisch anspruchsvolle Medien beigen sich so mehrheitlich in ihrer Berichterstattung wirtschaftlichen oder staatlichen Interessen – ob nun der Spiegel Genmais aufs Billigste verharmlost oder die Zeit die Uranmunition oder die BBC die Gefahren der Atomkraft.

Democracy Now! – ein Kind der unabhängigen Radiobewegung

Am freiesten sind diejenigen, die unabhängig finanziert werden. Dieser Versuch wurde mit der Idee des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verfolgt, wo jedoch eine parteipolitische Abhängigkeit weiter zu spüren war und der sich zumindest bei sicherheitsrelevanten Themen als nicht neutral und staatstragend herausstellt. In den USA gibt es das Konzept hörer/innenfinanzierter Sender (die allerdings auch in kleinerem Umfang staatliche Beihilfen erhalten), das Radionetzwerk NPR und das Fernsehnetzwerk PBS. Letzteres sorgte vor Kurzem jedoch auch für einen Skandal, als bekannt wurde, dass es in größerem Umfang Spenden von den konservativen, die Interessen der Großkonzerne stützenden konservativen Milliarärsbrüder Koch erhalten hatte und so zurecht in seiner Neutralitär angezweifelt wurde.

Democracy Now! Homepage

Democracy Now! Homepage

Weniger bekannt ist, dass es in den USA auch eine starke freie Radioszene gibt – unterschiedlichster politischer Coleur, aber gerade seit den späten 90ern wieder verstärkt vom progressiven Underground getragen, der sich bewusst gegen die großen kommerziellen Sender wendet, die die Medienlandschaft der USA dominieren, aber auch gegen rechte Propaganda. Aus diesem Umfeld entwickelte sich auch Democracy Now!, gegründet von den kritischen Journalist/innen Amy Goodman, Juan González, Larry Bensky, Salim Muwakkil und Julie Drizin 19. Februar 1996 gingen die Journalist/innen um erstmalig auf Sendung, zunächst nur über das Radio. Ihre Sendungen werden bis heute vom nichtkommerziellen Pacifica Radio produziert und ausgestrahlt, das 1946 als progressives Radionetzwerk gegründet wurde und somit das älteste in den USA ist. Es hat eine dezidiert progressive, an sozialen Belangen und einer pazifistischen Haltung orientierte Ausrichtung.

Engagierte Musik statt Werbepausen

Democracy Now! etablierte sich schnell als tägliche einstündige politische Sendung mit dem Claim The War and Peace Report. Die Sendung wurde zunächst beim Sender Pacifia-Sender WBAI in New York produziert, nach einer Auseinandersetzung um inhaltliche Kontrolle übernahm 2001 WMFU, der älteste freie Radiosender der USA, das Programm für eine Weile. Zu diesem Zeitpunkt hatte Democracy Now! jedoch schon so viele Anhänger, dass es nach Hörerprotesten nicht nur wieder über WBAI ausgestrahlt wurde, sondern kurz darauf auch als Fernsehformat. Bis 2008 sendete Democracy Now! aus einer alten Feuerwache in Chinatown, und zog dann auf ein 800 m2 großes, umweltgerecht saniertes Studio im Chelsea District zu ziehen. Heute wird Democracy Now! weltweit von 1 200 Fernseh- und Radiostationen ausgestrahlt, terrestrisch, über Kabel und über Satellit. Auch auf einer sehr umfassend, modern übersichtlich gemachten Internetseite kann man sich die Sendung als Livesteam ansehen, als Podcast herunterladen und es gibt auch jeweils ein Transkript zur Sendung, das ebenfalls heruntergeladen werden kann. Seit 2005 gibt es auch eine spanischsprachige Version von Teilen der Sendung.

Die Sendung ist die derzeit verbreitetste und eine der besten Informationsquellen, die die so genannte „Mainstream“-Berichterstattung durchbrechen, andere Perspektiven zeigen und News, die in anderen Kanälen nicht behandelt werden. Dabei setzen sie nicht auf Infotainment oder schielen auf Quoten, sondern bringen die Informationen freundlich und sachlich an die Hörer/innen bzw. Zuschauer/innen. Statt Werbepausen gibt es in der Sendung jeweils zwei politische oder sozial engagierte Songs. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich durch private Spenden von Hörer/innen und Zuschauer/innen, für bestimmte Dinge wie Softwareentwicklung auch mit Stiftungsgeldern, und viele Beitragende verzichten auf Bezahlung.

Pacifica Radio network Logo

Pacifica Radio network Logo

Hartnäckig, unbequem, echt und gerecht

Als Gesicht der Sendung hat sich Mitgründerin Amy Goodman etabliert. Sie ist bis heute die Hauptmoderatorin dvon Democracy Now!, wenn auch Juan González und inzwischen auch Moderator/innen nachfolgender Generationen häufig als Co-Moderator/innen zu sehen sind, und ein Jahr nach der Gründung mit Jeremy Scahill ein weiterer renommierter investigativer Journalist zum Team stieß. Goodman hatte ihre ersten einschneidenden Erfahrungen als investigative Journalistin Anfang der 1990er gemacht, als sie während des Unabhängigkeitskampfes in Osttimor gemeinsam mit einem Kollegen schwer verprügelt wurde. Sie waren Zeugen von Massentötungen von Demonstrant/innen gewesen, und überlebten laut Goodman nur Dank ihres amerikanischen Passes.

In den späten 90ern veröffentlichte sie mit Scahill eine Dokumentation über das vorgehen des Ölriesen Chevron in Nigeria, wo ebenfalls Demonstranten und Aktivisten getötet wurden. Goodman verärgerte den damaligen Präsidenten Bill Clinton sehr, als sie ihm bei einem auf zwei Minuten angelegten Wahlkampfanruf nicht nach dem Mund redete und seine Parolen nicht einfach hinnahm, sondern ihn in einer Livesendung 28 Minuten am Telefon hielt und ihn zu unbequemen Themen befragte. Clinton soll sie danach als „aggressiv und feindseelig“ bezeichnet haben.

Hier wird Journalismus gemacht, der den Namen verdient

Dabei handeln Goodman und ihre Mitstreiter/innen mehr nach dem, was die Aufgabe von Journalist/innen sein soll als die Mehrheit ihrer Kolleg/innen: Sie suchen nach den echten Stimmen zum Thema, lassen sie sich nicht von den mächtigen Lobbygruppen diktieren. Sie laden nicht einfach irgendwelche Expert/innen ein, die in den Medienkreisen herumgereicht werden, sondern geben sich Mühe, prominente oder auch weniger prominente Protagonist/innen und Expert/innen zu finden, die wirklich nah am Thema sind und so kompetent ihre Sicht darstellen können bzw. kritisch befragt werden. Sie stellen verschiedenen Ansichten auch als solche dar und behaupten nicht, „die Wahrheit“ gepachtet zu haben.

In die Sendung werden regelmäßig Gäste eingeladen, die eine bestimmte Perspektive haben, die die des „Mainstreams“, gut begründet, plausibel und inhaltlich kompetent, in Frage stellt. Oft sind es Politiker/innen, Vertreter/innen einer bestimmten Gruppe oder andere Journalist/innen und Autor/innen, die aktuelle Bücher zum entsprechenden Thema veröffentlich haben. Sie geben umfassendere Hintergrundinformationen und werden kritisch befragt. Expert/innen und Protagonist/innen vor Ort werden zugeschaltet. Dabei wird den Zuschauer/innen Raum gelassen, sich eine eigene Meinung zu bilden – oft, wo möglich, werden verschiedene untersichtliche Sichtweisen präsentiert. So tappt die Sendung trotz der eigenen Haltung nie in die Propagandafalle und hält sich auch von spekulativen Verschwörungstheorien ohne Grundlage fern.

Diese Sachlichkeit, Offenheit, der Gerechtigkeitssinn und die Tatsache, dass sie sich wirklich an den zentralen relevanten Themen aufhält und auf Boulevard ebenso wie oberflächliche 1:30-Formate verzichtet, macht die Sendung bei einem breiten Publikum als Informationsquelle beliebt, dass sich keineswegs notwendigerweise als „links“ sieht. Sie überzeugt neben der demonstrierten Unabhängigkeit die Ernsthaftigkeit, wie hier mit den zentralen Themen aus der US- und Weltpolitik umgegangen wird. Außergewöhnlich ist auch, dass die Sendung durch eine fast altmodisch erscheinende Präsentation ohne jeden Schnickschnack auf Augenhöhe mit den Zuschauer/innen bzw. Hörer/innen agierten – und das ohne irgendwelche Call Ins oder Mitmachaktionen. Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, die sonst oft keine Stimme haben, bekommen bei Democracy Now! eine Stimme – der klassische Ethos der freien Radios. So finden sich hier auch die „kleinen Leute“ wieder.

Empfang im deutschsprachigen Raum

Die unter Creative Commons lizenzierte Sendung kann auf der Website von Democracy Now! kostenlos als Webcast gesehen, als Audiostream gehört oder im Audioformat heruntergeladen werden, auch als Bittorrent. Dazu gibt es meistens auch kurz nach der Sendung ein Transkript. Außerdem ist hier ein Archiv der Beiträge zu finden. Die freien Radios Radio Dreyeckland, Freies Radio Wiesental und Radio Unerhört Marburg übertragen die Radiosendung auch terrestrisch, und in Wien wird das Magazin auf dem partizipativen Privatsender Okto ausgestrahlt. Europaweit kann die Sendung via Satellit gesehen werden. Eine Übersicht über die Emfangsmöglichkeiten weltweit gibt es hier.

Website von Democracy Now!

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Reparaturaktion von RBB und BSR noch bis 24. Januar / erster umfassender Reparaturatlas Berlin http://www.plan-alternative.de/index.php/2014/01/22/reparaturaktion-von-rbb-und-bsr-noch-bis-24-januar-erster-umfassender-reparaturatlas-berlin/ http://www.plan-alternative.de/index.php/2014/01/22/reparaturaktion-von-rbb-und-bsr-noch-bis-24-januar-erster-umfassender-reparaturatlas-berlin/#respond Wed, 22 Jan 2014 15:11:54 +0000 http://www.plan-alternative.de/?p=5835 In Zusammenarbeit von Berliner Stadtreinigung (BSR) und dem Radiosender RadioBERLIN 88,8 soll in diesem Monat der erste umfassende Reparauratlas der Hauptstadt entstehen. Noch bis zum 24. Januar läuft die Aktion „Reparieren statt wegwerfen“. Hier sind die Radiohörer/innen nicht nur aufgerufen, Reparaturstellen, die sie kennen, für den Atlas zu melden. Sie können auch ihre kaputten Elektrokleingeräte von montags bis freitags von 15 bis 18 Uhr im radioBERLIN-Stadtstudio am Shoppingcenter Boulevard Berlin in der Schloßstraße in Steglitz zur kostenlosen Reparatur abgeben. Falls es sich nicht mehr lohnt, das Gerät zu reparieren, kann es dagelassen werden und wird von der BSR entsprechend zum Recycling entsorgt.

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Am 25. Januar findet am radioBERLIN 88,8-Stadtstudio (Schloßstraße 10, Steglitz) das große Finale der Aktion statt, bei der sich alles rund um das Thema nachhaltige Lebensführung drehen soll.

Die Nummer, unter der man die Reparaturstätten nennen kann lautet 030 – 30 32 888 100 (sicher gibt es auch eine E-Mail – leider ist sie nicht angegeben). Dazu zählen auch Repaircafés, offenen Werkstätten und nützlichen Internetseiten zum Thema Reparieren. Die Liste steht zum Abschluss der Aktion Ende Januar im Internet unter www.radioberlin.de kostenlos zum Download bereit und kann auch per Post bezogen werden.

Mehr Infos bei RadioBERLIN und bei der BSR

Reparaturatlas

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Über 1000 neue Lizenzen für US-Community Radios nach historischem Sieg der unabhängigen Radiobewegung http://www.plan-alternative.de/index.php/2013/07/24/uber-1000-neue-lizenzen-fur-us-community-radios-nach-historischem-sieg-der-unabhangigen-radiobewegung/ http://www.plan-alternative.de/index.php/2013/07/24/uber-1000-neue-lizenzen-fur-us-community-radios-nach-historischem-sieg-der-unabhangigen-radiobewegung/#comments Wed, 24 Jul 2013 23:39:26 +0000 http://www.plan-alternative.de/?p=565 Terrestrisches Radio wurde in der westlichen Welt schon vor Jahrzehnten als zentrales Medium von Fernsehen und jetzt durch Internet verdrängt. Aber noch immer schalten die US-Amerikaner mindesten einmal die Woche das Radion ein, speziell die Armen und marginalisierte Gruppen nutzen es intensiver. So hat gerade der Bürgerfunk bzw. das Community-Radio eine zentrale Funktion auch in dieser Medienlandschaft: Es ist das dritte Standbein des Radios neben kommerziellen und öffentlich-rechtlichen Sendern.

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Hier werden zum einen Nischengruppen bedient, die sich in der Mainstream-Medienlandschaft nicht wiederfinden – zum anderen können diese hier selbst aktiv werden. So stärken diese Sender diese Communitys in ihrem Selbstbewusstsein und befähigen deren Mitglieder, die bisher keine eigene Stimme hatten zur Medienproduktion. Andere Themen, Darstellungsformen und Perspektiven finden einen Platz. Gerade unter jungen progressiven Aktivistinnen wird Radio seit einigen Jahren wieder populär, nachdem diese sich in den 1990ern mehr auf das Internet konzentriert hatten und Community Radio mehr zur Domäne konservativer und rechter Gruppen geworden war.

Größte Verbreitung von Community Radio in der Geschichte der USA

Nach gut zehnjährigem Kampf wurde Anfang Juli die Ausschreibung von über 1000 neue Radiolizenzen für UKW-Sender unter 100 Watt (Low Power FM) in ländlichen und auch Metropol-Gebieten bekannt gegeben – in letzteren könnten über so mehre tausend Hörer erreicht werden. Der Local Community Radio Act als Grundlage war schon im Januar 2011 verabschiedet worden. Vom 15.-29. Oktober können sich nun entsprechende Initiativen bei der Federal Communications Commission bewerben. Das gilt als größte Verbreitung von Community Radio in der Geschichte der USA.

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Unterstützt werden sie durch Prometheus Radio. Die 1998 gegründete Organisation aus Philadelphia, die aus der Piratenradio-Bewegung der 80er und 90er entstanden war und sich den Kampf gegen Medienkonzerne explizit auf die Fahnen geschrieben hat, hatte den Kampf um die Ausschreibung neuer Lizenzen federführend gefochten. Sie und ihre Mitstreiter/innen hatten in dem im Jahr 2000 verabschiedeten Radio Broadcasting Preservation Act eine Diskriminierung der Community-Radios gesehen. Wegen angeblicher Überstrahlung anderer Frequenzen war die Vergabe von Lizenzen gerade in städtischen Regionen stark eingeschränkt worden. Prometheus Radio berät jetzt potentielle Bewerbergruppen und hilft beim Stellen der Anträge sowie technischen und organisatorischen Fragen.

Historische Chance zur Demokratisierung der Medien

Democracy Now!, eine populäre unabhängige Medienorganisation in den USA, die selbst als zunächst auf Community Radios und jetzt auch als Fernsehnachrichtensendung ausgestrahlt wird, schätzt die Ausschreibung der Lizenzen als historischen Sieg der unabhängigen Radiobewegung ein. Es sei die Medienmeldung des Jahres und eine einmalige Chance zur Demokratisierung der Medien, wie sie so in den nächsten 40 Jahren zumindest für das Medium Radio nicht wieder kommen wird.

Community-Radios bekommen in der Regel keine staatliche oder kommunale Unterstützung, sondern finanzieren sich aus Spenden der Hörer/innen, Mitglieder, von ideelle Unterstützer/innen und aus der Wirtschaft. Wikipedia listet für die USA derzeit 36 solcher Stationen, die unabhängig von Schulen, Krankenhäusern, Regierungsorganisationen oder festen Netzwerken operieren.

Grafik via Prometheus Radio

Viele der Stationen, die zumeist auch noch eine Lizenz für eine größere Reichweite haben, wurden in den 1960ern und 1970ern gegründet, als es eine starke ideelle Unterstützung im Land für experimentelles und Künstlerradio gab, sowie stärkere Bestrebungen, die Medien zu demokratisieren. In den letzten 30 Jahren wurden wenn überhaupt Radiolizenzen zumeist nur noch für Low Power UKW-Radio, also einer Sendeleistung von unter 100 Watt, ausgestellt. Diese sind nur im einem Umkreis von ca. fünf Kilometern gut empfangbar, mit etwas Glück im dreifachen Umfeld.

Die Bandbreite der thematischen Schwerpunkte geht von Künstlerradio über politische Aktivist/innen, kommunale Gruppen, Musiksender, christliche Sender, Agrarnachrichten bis zu Gruppen mitgrantischer und / oder prekär beschäftigter Arbeiter/innen, die ihre Communitys mit Informationen über Alltagsdinge, aber auch ihre Rechte versorgen. Viele sind in den Organisationen National Federation of Community Broadcasters oder der Grassroots Radio Coalition zusammengeschlossen.

Problematisch für die freien Radios mit UKW-Frequenzen könnte die auch in den USA vorangetriebene Umstellung auf Digitalradio werden. Hier ist allerdings nicht die Einführung von DAB+ geplant, sondern einer parallel entwickelten Technologie, HD Radio. Diese wird als noch problematischer bewertet: Zum einen ist sie proprietär, also man muss Lizenzgebühren zahlen, zum anderen liegt sie über dem „normalen“ UKW-Band (während DAB+ mit ungenutzten Fernsehfrequenzen arbeitet) und stört andere UKW-Sender.

  • Prometheus Radio
  • Bericht bei Democracy Now
  • Ausführlicher Kommentar der Journalistin und Radioaktivistin Amy Goodman
  •  

    Bildquellen: Prometheus Radio / Barbara Mürdter

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    http://www.plan-alternative.de/index.php/2013/07/24/uber-1000-neue-lizenzen-fur-us-community-radios-nach-historischem-sieg-der-unabhangigen-radiobewegung/feed/ 1
    Studs Terkel – 100. Geburtstag / New Song By Jon Langford for Studs Terkel! http://www.plan-alternative.de/index.php/2012/06/24/studs-terkel-100-geburtstag-new-song-by-jon-langford-for-studs-terkel/ http://www.plan-alternative.de/index.php/2012/06/24/studs-terkel-100-geburtstag-new-song-by-jon-langford-for-studs-terkel/#respond Sun, 24 Jun 2012 00:29:18 +0000 http://www.plan-alternative.de/?p=199 Nur die Guten sterben jung gilt zum Glück nicht für alle – manchen ist auch ein erfülltes, langes Leben gegönnt – so wie dem US-amerikanischen Radiomoderator, Autor, Historiker und Schauspieler Studs Terkel. Seinen hundertsten Geburtstag am 16. Mai 2012 erlebt er trotzdem nicht mehr – nachdem er noch kurz davor auch in Deutschland noch seine Memoiren Touch and Go (2007) vorgestellt hatte, starb er am 30. Oktober 2008. Ein Nachruf bezeichnete ihn als „die Seele des Mittelwestens, und ein grundehrlicher Außenseiter und Freund der einfachen Frauen und Männer“. Terkel gehörte wie der zehn Jahre jüngere Historiker Howard Zinn, oder der Musiker Woody Guthrie – zwei Monate nach Terkel geboren -, zu den wichtigsten Chronisten des „anderen Amerika“ im „Amerikanischen Jahrhundert, der „einfachen Menschen“ in den Vereinigten Staaten.

    studs terkel

    Foto: Quelle: http://studsterkelcentenary.wordpress.com

    Terkel wurde zu einer Zeit geboren, als sich die USA von einer Agrar- in eine Industrienation verwandelte und sich von einer regional- zur Weltmacht entwickelte, wurde geprägt durch die Erfahrung der Großen Depression in den 30ern, den 2. Weltkrieg, und durchlebte die Nachkriegszeit mit der wachsenden Konsumgesellschaft, der Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner und dem Kalten Krieg, den Vietnamkrieg, die mächtigen Anti-Atom-Demonstrationen der 70er, die Emanzipation der Frauen und der Homosexuellen, die Reagan-Ära, den Mauerfall, 9/11 und als letztes den Irakkrieg und die Finanzkrise von 2008.

    Seiner Heimatsstadt Chicago ein Leben lang treu, reiste Terkel durch ganz Amerika, interviewte in Radiosendungen und für Bücher „normale“ und prominente Leute seiner Zeit zu Alltagsthemen und großen politischen und sozialen Ereignissen und erstellte so eine soziale Landkarte seines Landes, machte sie zu Chronisten von historischen Perioden wie der Depression und dem Zweiten Weltkrieg, schrieb über Arbeit und „Rasse“, die Jazz-„Giganten“ und er traf andere große Musiker von Bob Dylan bis Big Bill Broonzy, dessen Musik er, neben Schubert auf seiner Beerdigung gespielt haben wollte. Ein Kollege sagte einmal über Terkel: „Wenn Studs Terkel zuhört, reden alle.“ Wenn man etwas über das vergangene Jahrhundert und über die USA wissen und verstehen möchte, muss man den Stimmen zuhören, die Terkel eingefangen hat. Happy Birthday!

    Song von Jon Langford zum 100. Geburtstag von Studs Terkel


    Update: Mit freundlicher Genehmigung hier eine Demoversion eines Songs für Studs Terkel, den Jon Langford (The Mekons) gestern für die Veranstaltung zum 100. Geburtstag von Studs Terkel in Chicago heute geschrieben hat und nur mit Ukulele in seinem Keller aufgenommen hat. Thanks Jon!

    Jon Langford – Studs Song 2012 (Demo)

    Jon Langford Barry Phipps_600

    Foto: Barry Phipps / Bloodshot Records

    Weiterlesen

    Webseite zum 100. Geburtstag (English)
    Erinnerung zum 100. Geburtstag in der Chicago Tribune (English)
    Sehr schöne Charakterisierung der Person durch den Filmkritiker Roger Ebert zum 95. Geburtstag (English)
    Studs Terkel bei Historical Voices (mit Audio / English)

    Hören: Erinnerungen an Studs Terkel (in English)

    Videos

    (Zuerst veröffentlicht am 15.5.2012 auf Popkontext.de)

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