von Februar 10, 2015 0 Kommentare Mehr →

Naomi Klein: Die niedrigen Ölpreise sind eine Chance, ganz aus der Förderung fossiler Brennstoffe auszusteigen

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In einem Webworkshop zum Thema Divestment / Weltweiter Divestment Day am 13. und 14. Februar 2015 sagte die kanadische Aktivistin und Autorin Naomi Klein, dass die derzeitigen niedrigen Ölpreise eine Chance seien, ganz aus der Förderung fossiler Brennstoffe auszusteigen. Hier ihre Begründung.

„Syncrude mildred lake plant“ von TastyCakes is the photographer, Jamitzky subsequently equalized the colour. - Originally from en.wikipedia; description page is/was here.. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Syncrude_mildred_lake_plant.jpg#mediaviewer/File:Syncrude_mildred_lake_plant.jpg

Vergiftete Mondlandschaft – Ölsandförderung in Alberta, Kanada, hier das Syncrude Mildred Lake Plant / Foto: Wikipedia, User TastyCakes

Die enorm steigenden Ölpreise nach der US-Invasion im Irak 2003 führten dazu, dass die Mineralkonzerne die Förderung der Ölsande im kanadischen Alberta vorantrieben. Bis dato waren Ölsandvorkommen nicht zu den globalen Reserven an fossilen Brennstoffen gezählt worden, weil ihre Förderung als unökonomisch betrachtet worden war. Durch den enorm gestiegenen Ölpreis gab es jedoch die Aussicht, trotz der kostenintensiven Förderung hohe Profite zu machen. Durch diese Aussicht auf maximale Profite wurden alle vorhandenen Umweltbedenken in den Wind geschlagen und das Zeitalter des „extreme energy“-Booms begann – Fracking, Ölsande und die Ölförderung in der Arktis, mit risikoreichen, besonders umweltschädlichen Techniken wurden massiv vorangetrieben.

Naomi Klein bezeichnet den aktuellen niedrigen Ölpreis, der auch wieder steigen wird, als einen „Moment zum Luftholen“ für die Umweltschützer, die gegen diese „extreme energy“ kämpfen – speziell die Keystone XL-Pipeline für die kanadischen Ölsande zu den Raffinerien und Häfen quer durch die USA. Derzeit würden Investoren aus den „extreme energy“-Geschäften aussteigen oder diese auf Eis legen, weil sie zu teuer seien, und es gäbe weniger Druck, die Ölförderung in der Arktis voranzutreiben.

In diesem Kontext wäre es leichter, politische Siege zu erringen. Wenn die reichsten und mächtigsten Konzerne der Welt darauf drängten, in der Arktis Öl zu fördern haben Umweltschützer mit politischen Forderungen, diese Förderung zu verbieten schlechte Karten. Wenn aber die eigenen Investoren sagen, das ist eine gute Idee, dann ist das eine gute Chance, aus der Förderung fossiler Brennstoffe ganz auszusteigen, ganz im Sinne der Divestment-Bewegung und der Forderung, die fossilen Brennstoffe im Boden zu belassen.

Nutzen wir diese Chance allerdings nicht, um unsere Ziele politisch durchzusetzen, so Klein, kann der niedrige Ölpreis auch zum Gegenteil führen. Aus simplen ökonomischen Gründen: Wenn das Öl billig ist, kann man es auch ausgiebig nutzen und alle bisherigen Einsparversuche werden über Bord geworfen.

Mehr Informationen zum Thema u.a. in Naomi Klein Die Entscheidung. Kapitalismus vs. Klima, Originaltitel: This Changes Everything – Capitalism vs. Climate (erscheint am 5. März im S. Fischer Verlag / Ankündigung des Verlags / Rezension demnächst auch hier auf Plan A(lternative). Naomi Klein live in Deutschland am 20.3. in Köln und am 22.3. in Berlin. Update: Naomi Klein wird auch bei Blockupy am 18.3. in Frankfurt / Main sprechen. Mehr dazu bei Attac.

  • Interview mit Naomi Klein zum Thema (English)
  • Artikel zum Thema (aus einer ganz anderen Perspektive) aus dem Economist vom 17. Januar 2015
  • Weltweiter Divestment Day am 13. und 14. Februar 2015
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