The Guardian startet neue Kampagne zum Klimawandel

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Die britische Tageszeitung The Guardian hat eine groß angelegte Kampagne zum Klimawandel gestartet, die „wichtigste Geschichte der Welt, die nie erzählt wurde.“ Sie soll über sechs Monate laufen. Ziel ist es, tatsächlich verbindliche politische Verpflichtungen zu erreichen, um den Klimawandel aufzuhalten. Und damit im wahrsten Sinne des Wortes die Welt zu retten.

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Alan Rusbridger, Chefredakteur des Blattes, erklärt das Problem der journalistischen Darstellung des komplexen Themas: „Das Problem mit dieser Geschichte ist…sie ist so groß, und es ändert sich nicht jeden Tag etwas. Journalismus ist großartig dabei, den Moment einzufangen, oder Veränderungen, oder Dinge, die ungewöhnlich sind. Wenn es im Grunde genommen jeden Tag das selbe ist jeden Tag, jede Woche, jedes Jahr, dann glaube ich, dass Journalisten das Momentum verlieren.“

Durch neue technische Entwicklungen und so entstandene neue Möglichkeiten, Geschichten multimedial im Internet zu erzählen ergeben sich neue Chancen, das Thema anzugehen. Diese will das Guardian-Team nutzen, um die von Rusbridger von gestellte Aufgabe zu meistern: Schafft man es, dieses überlebenswichtige Thema so zu gestalten, dass es als Journalismus funktioniert? Die Geschichten erscheinen natürlich auch im gedruckten Blatt – auch hier finden sich im Idealfall neue Erzählformen. Es soll auch jeden Tag auf den Titel – eine Herausforderung, die dem Blatt auch Schaden kann, wird das nicht angenommen. Die ersten Ausgaben waren sogar in spezielle Kunstwerke zum Thema verpackt. Zudem will man die Leser/innen in die Entstehung der Kampagne einbeziehen, in die Lernprozesse, die die Redaktion selber macht.

Auch der Themenschwerpunkt hat sich verlagert: Beim Thema Klimawandel gehe es nicht mehr wie bisher vorrangig um Wissenschaft. Hier sei alles soweit geklärt: Es ist klar, dass 80% der fossilen Brennstoffe im Boden bleiben müssen, um einen katastrophalen Klimawandel durch eine Erderwärmung über 2° zu verhinden. Weltweit dürfen nicht mehr als 565 Gigatonnen CO 2 in die Luft geblasen werden, um darunter zu bleiben. 2795 Gigatonnen würden wir produzieren, wenn wir alle bekannten und förderbaren Lagerstätten ausschöpfen würden. Die Zahlen und Fakten sind soweit also erstmal klar und auch weitgehend anerkannt – der jetzige Schwerpunkt sei, diese Erkenntnis politisch und wirtschaftlich umzusetzen.

Rusbridger, der im Sommer nach 20 Jahren als Herausgeber des Guardian zurücktreten wird, sieht diese Geschichte zugleich als sein journalistisches Vermächtnis, wie er in einem einleitenden Artikel zur Kampagne erklärt. Die Hoffnung ist, dass der Guardian mit seiner nationalen und globalen Medienmacht wirklich Einfluss auf die Gesellschaft ausüben kann. „In den nächsten 10 Jahren entscheidet sich die Zukunft der Menschheit, ob dieses Jahrhundert das letzte für unserere Spezies ist,“ erläutert Rusbridger die Dringlichkeit.

Schwerpunkt ist Divestment und das neue Paradigma, dass man so schnell wie möglich auf regenerative Energien umsteigen muss. Gearbeitet wird mit Text, Audio-Podcasts, Video und Bildern, neben den klassischen journalistischen Stilformen werden auch konkrete politische Kampagnen erstellt, wie man sie von politischen Netzwerken kennt. Die erste ist eine Petition an die beiden größten wohltätigen Einrichtungen der Welt, die Gates-Foundation und den Wellcome Trust, ihr Geld aus Kohle-, Gas- und Ölförderung herauszuziehen und in diesem Sektor auch nicht neu zu investieren. Das fordert die Redaktion natürlich auch von ihrem eigenen Verlag, der Guardian Media Group.

Weiterhin gibt es Auszüge aus wichtigen Büchern; begonnen wird mit Naomi Kleins gerade erschienenem zentralen Werk zum Thema, This Changes Everything. Ziel ist es, dass sich die Guardian-Leser nicht nur über das Thema informieren, sondern selber aktiv werden, protestieren aber auch selber neue Ideen entwickeln, um ihren Teil zum dringend notwendigen Wandel beizutragen. Partner der Kampagne ist die US-Umweltorganisation 350.org, die sich unter anderem maßgeblich der weltweiten Divestment-Bewegung angenommen hat. Die Guardian-Kampagne ist die bisher größte zum Thema. Die Divestment-Bewegung wird auch von der UN unterstützt.

Startseite der Kampagne
Blog zur Kampagne
Statement von Alan Rusbridger zum Thema
Petition an die Gates-Foundation und den Wellcome Trust
Ausschnitt aus Naomi Kleins This Changes Everything
The Biggest Story in the World Podcast

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